Zittau: Das verborgene Juwel im Dreiländereck – wo sich drei Kulturen auf 7,6 km² treffen
Einzigartiges Dreiländereck mit 500-jähriger Textilgeschichte
Im östlichsten Zipfel Sachsens verbirgt sich Zittau – eine Stadt, die größer ist als ihr Ruf. „Unsere Stadt mag klein sein, aber ihre Geschichte und Kultur sind von außergewöhnlicher Tiefe“, erklärt Stadtführerin Maria Hoffmann, während sie auf eines der seltensten Kunstschätze Europas deutet – das große Zittauer Fastentuch von 1472. Nur noch wenige dieser mittelalterlichen Textilschätze sind weltweit erhalten, und Zittau beherbergt gleich zwei davon – ein Schatz, den selbst viele Deutsche noch nicht entdeckt haben.
Fünf Gründe, warum Zittau auf deine Reiseliste gehört
Die historische Tuchmacherstadt besticht nicht nur durch architektonische Pracht wie dem italienisch anmutenden Rathaus und der imposanten Johanniskirche. Das wahre Alleinstellungsmerkmal liegt in der Lage: Innerhalb von 15 Minuten kannst du drei Länder erleben – ein kultureller Reichtum, den man in historischen Städten mit kolonialer Architektur selten findet. Die Zittauer Fastentücher, das trinationale Theaterfestival J-O-Ś und die nostalgische Schmalspurbahn komplettieren das einzigartige Erlebnisangebot.
Spektakuläre Textilkunst: Die Fastentücher als Fenster ins Mittelalter
„Diese Tücher sind nicht nur religiöse Kunstwerke, sondern erzählen Geschichten einer vergangenen Zeit auf Leinen“, erläutert Kunsthistorikerin Dr. Schmidt. Das Große Fastentuch mit seinen 90 biblischen Szenen in der Kreuzkirche und das kleinere Hungertuch im Kulturhistorischen Museum zeugen von Zittaus einstiger Bedeutung als wohlhabende Handelsstadt. Diese sakralen Textilschätze ziehen jährlich Kunstliebhaber aus aller Welt an, ähnlich wie mittelalterliche Architektur im Dreiländereck.
Der verborgene Reichtum der Oberlausitzer Gaumenfreuden
Die lokale Küche überrascht mit Gerichten, die selbst vielen Deutschen unbekannt sind. Probiere unbedingt die Teichelmauke – einen herzhaften Kartoffelbrei mit Speck und Zwiebeln. Im historischen Wirtshaus „Zum Alten Sack“ serviert Küchenchef Thomas Richter seine moderne Interpretation: „Wir verbinden traditionelle Rezepte mit zeitgemäßen Einflüssen – genau wie unsere Stadt selbst.“ Das Stubberle mit Sauerkraut und die süßen Plinsen mit Apfelmus sollten auf keiner kulinarischen Entdeckungsreise fehlen.
Mit der Schmalspurbahn durch wilde Täler und verschlafene Dörfer
Die historische Zittauer Schmalspurbahn schnauft seit 1890 durch die malerische Landschaft des Zittauer Gebirges. Die Fahrt mit den historischen Dampflokomotiven gleicht einer Zeitreise. Ähnlich bezaubernd wie malerische Brücken und Wasserwege in historischen Städten schlängelt sich die Bahn vorbei an Sandsteinfelsen und durch idyllische Täler – ein Erlebnis, das fotografisch kaum einzufangen ist und persönlich erlebt werden muss.
Die Fleischerbastei und die legendäre Blumenuhr
Zu den versteckten Juwelen und lokalen Geheimtipps zählt die Fleischerbastei mit ihrer berühmten Blumenuhr – ein lebendiges Kunstwerk, das die Jahreszeiten widerspiegelt. Die einzigartige Verbindung aus mittelalterlicher Befestigungsanlage und botanischer Kunst macht diesen Ort besonders fotogen. „Die Blumenuhr wird viermal jährlich komplett neu bepflanzt“, verrät Stadtgärtner Peter Lehmann, „jede Saison erzählt ihre eigene Geschichte.“
Handwerkskunst mit strahlender Botschaft: Die Herrnhuter Sterne
Ein Besuch der Herrnhuter Sterne Manufaktur gehört zu den Erlebnissen, die ähnlich wie UNESCO-Welterbe abseits der Touristenpfade noch nicht von Besuchermassen überlaufen sind. In der Dauerausstellung erfährst du die faszinierende Geschichte dieser mathematisch perfekten Weihnachtsdekoration und kannst selbst einen Stern basteln – ein Souvenir mit tieferer Bedeutung.
Die beste Zeit, um Zittau zu entdecken
Während die Stadt von April bis Oktober mit angenehmen Temperaturen und blühender Natur lockt, bietet der Dezember mit dem charmanten Weihnachtsmarkt eine besondere Atmosphäre. Das Spectaculum Citaviae im Frühsommer lässt die mittelalterliche Vergangenheit lebendig werden, während das trinationale Neiße Filmfestival im Mai Filmkunst der drei Nachbarländer präsentiert. Die kalten Monate offenbaren Zittau in romantischer Winterstimmung – weniger besucht, aber nicht weniger bezaubernd.
Zittau ist mehr als nur ein Stopp auf dem Weg nach Prag oder Dresden – es ist ein kulturelles Kleinod, in dem Geschichte nicht museal konserviert, sondern lebendig gelebt wird. Wo sonst kannst du einen Tag beginnen, der dich durch drei Länder, fünf Jahrhunderte und unzählige Geschichten führt – und am Abend wieder in derselben gemütlichen Pension endet?