Diese heilige Berglandschaft wurde zum Treffpunkt zwischen Himmel und Erde (der goldene Sonnenaufgang nach 3.750 Stufen offenbart ein biblisches Geheimnis)

Mystische Dämmerung auf dem Sinai: Wo der Himmel die Erde berührt

Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Dunkelheit, als ich auf dem Gipfel des Mount Sinai (2.285 m) stehe. Die karge Felsenlandschaft verwandelt sich in ein goldenes Amphitheater, das seit Jahrtausenden Pilger und Abenteurer gleichermaßen anzieht. „Dieser Berg hat eine besondere Energie“, flüstert Ahmed, mein beduinischer Führer. „Man spürt hier oben, warum Moses gerade an diesem Ort mit Gott sprechen konnte.“

Als biblischer Ort, an dem Moses die Zehn Gebote empfing, vereint der Mount Sinai im südlichen Ägypten Geschichte und Spiritualität wie kaum ein anderer Ort. Am Fuße des Berges wacht das historische Stätten in Nahost – das orthodoxe St. Katharinenkloster, das seit dem 6. Jahrhundert ununterbrochen bewohnt ist.

Himmlischer Aufstieg: 3.750 Stufen zur Erleuchtung

Der Aufstieg zum Gipfel beginnt typischerweise um Mitternacht. „Nur so erlebt man den magischen Sonnenaufgang“, erklärt Ahmed, während wir die 3.750 Steinstufen erklimmen. Der Weg, genannt „Stufen der Buße“, führt durch mondbeleuchtete Felsformationen, die im Dunkeln wie schlafende Riesen wirken. Alternativ bietet der Kamelweg einen weniger steilen, aber längeren Anstieg. „In der Dunkelheit erscheint der Sternenhimmel zum Greifen nah“, bemerkt eine deutsche Mitreisende.

Ein Kloster wie aus der Zeit gefallen

Das UNESCO-Weltkulturerbe St. Katharinenkloster beherbergt eine der wertvollsten Sammlungen frühchristlicher Ikonen und Manuskripte der Welt. „Unsere Bibliothek ist nach dem Vatikan die zweitwichtigste der Christenheit“, erklärt Pater Justin stolz. Besonders beeindruckend: der brennende Dornbusch, von dem die Mönche glauben, er sei derselbe, durch den Gott zu Moses sprach.

Anreise ins biblische Land

Die meisten Reisenden erreichen den Sinai über den Flughafen Sharm el-Sheikh. Von dort sind es etwa zwei Stunden Fahrt zum Kloster. Direktflüge aus Deutschland sind selten – meist erfolgt ein Umstieg in Kairo. Viele Besucher verbinden ihre Pilgerreise mit einem Strandaufenthalt und erkunden von hier aus auch andere Reiseziele im Nahen Osten.

Lichtspiele und Meereswunder

Die Sinai-Halbinsel ist nicht nur Pilgerort, sondern auch ein Paradies für Naturliebhaber. Im Ras Mohammed Nationalpark offenbaren Korallenriffe ein Unterwasser-Kaleidoskop mit über 1.000 Fischarten. „Die Kontraste dieser Region sind atemberaubend“, schwärmt Tauchlehrer Marco. „Morgens in der Wüste, mittags in ungewöhnliche Naturwunder eintauchen – wo sonst ist das möglich?“

Beduinische Gastfreundschaft unter Sternenhimmel

Nach Sonnenuntergang verwandeln sich die Beduinendörfer in magische Oasen. Bei traditionellem Brot und süßem Tee erzählen die Gastgeber Legenden vom „Berg des Lichts“, wie der Sinai in alten Überlieferungen genannt wird. Eine lokale Legende besagt, dass man nach dreimaligem Besteigen des Berges von allen Sünden gereinigt sei – ein Versprechen, das jährlich tausende Pilger anzieht.

Verborgene Schätze der Wüste

Abseits der Hauptpfade verbirgt die Sinai-Halbinsel Juwelen wie das Blaue Loch bei Dahab – ein 120 Meter tiefer Unterwasserabgrund, oder die grüne Oase Wadi Feiran mit jahrtausendealten Kirchenruinen. Besonders eindrucksvoll sind die Quad- und Kamelsafaris durch die Wüstenlandschaft, die Insider-Tipps für Reisende darstellen.

Jahreszeit der Wunder

Mit durchschnittlich 20°C und 300 Sonnentagen ist der Sinai ein ganzjähriges Reiseziel. Für den Bergaufstieg eignen sich die kühleren Monate zwischen Oktober und April besonders gut. „Die milde Frühlingssonne macht selbst eine Wüstenwanderung zum Genuss“, versichert Ahmed. Die Region bietet eine willkommene Sonnengarantie für sonnenverliebte deutsche Winterflüchtlinge.

Der Sinai ist mehr als ein biblischer Berg und ein historisches Kloster – er ist eine Welt, in der Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen. Wo sonst kann man morgens einer 3.000 Jahre alten Pilgerroute folgen und abends in die weitere UNESCO-Welterbestätten eintauchen? Der Sinai – ein Ort, an dem nicht nur Moses, sondern auch moderne Reisende ihre persönliche Offenbarung finden.