Diese mittelalterliche Märchenstadt aus glutrotem Sandstein hat 25 Türme (und wurde zum Ursprung von Frankreichs schönsten Dörfern)

Das Juwel aus rotem Sandstein: Collonges-la-Rouge verzaubert mit mittelalterlichem Charme

Im Südwesten Frankreichs leuchtet ein Dorf wie ein Rubin in der grünen Landschaft des Limousin. Collonges-la-Rouge, dessen Häuser aus glutrotem Sandstein erbaut wurden, scheint bei Sonnenuntergang förmlich zu brennen. „Als ich zum ersten Mal die Kurve im Weg nahm und das Dorf vor mir auftauchte, stockte mir der Atem. Es war, als hätte jemand ein mittelalterliches Märchendorf mit flüssigem Feuer übergossen“, erzählt Marie Dubois, eine lokale Fremdenführerin, die seit zwanzig Jahren Besucher durch die Gassen führt.

Wo Frankreichs schönste Dörfer ihren Ursprung haben

Wussten Sie, dass die berühmte Vereinigung „Les Plus Beaux Villages de France“ hier ihren Anfang nahm? 1982 gründete der damalige Bürgermeister Charles Ceyrac diese Initiative, um historische französische Dörfer zu schützen. Heute umfasst sie 164 Orte, doch Collonges bleibt ihr leuchtendes Aushängeschild mit nicht einmal 300 Einwohnern.

Ein Spaziergang durch die Zeit auf nur 700 Metern

Der historische Dorfkern erstreckt sich auf gerade einmal 700 Meter, doch jeder Schritt offenbart neue Wunder der pittoreske Dorfarchitektur. Die Eglise Saint-Pierre aus dem 11. Jahrhundert beeindruckt mit ihrem romanischen Tympanon, während die Ramada de Friac mit ihren imposanten Beobachtungstürmen an die bewegte Geschichte des Ortes erinnert.

Der Edelstein mit den 25 Türmen

Einst Sitz mächtiger Vizegrafen von Turenne, entwickelte sich Collonges zu einem Ort bemerkenswerter Architektur. „Das Dorf zählt 25 Türme – mehr als manch mittelalterliche Stadt“, erklärt Jean Ferrier, lokaler Historiker. „Jeder Turm erzählt eine Geschichte über Macht, Reichtum und den Wunsch, sein Vermögen zu zeigen.“ Das prächtige Château de Vassinhac mit seinen eleganten Maßwerkfenstern zeugt von diesem historischen Wohlstand.

Versteckte Schätze im roten Labyrinth

Abseits der Hauptgasse warten unerwartete Entdeckungen: Die kaum besuchte Büßerkapelle aus dem 15. Jahrhundert oder das Maison de la Sirène mit seiner geheimnisvollen Meerjungfrau-Skulptur. Von hier aus lohnt auch ein Abstecher zu anderen malerische französische Dörfer wie Curemonte und Turenne, die nur einen Katzensprung entfernt liegen.

Zwischen April und Oktober: Das Zeitfenster für magische Momente

Die ideale Reisezeit erstreckt sich von April bis Oktober, wobei der Frühsommer besonders zauberhaft ist. „Im Juni blühen die Rosen an den roten Mauern – ein betörender Kontrast“, schwärmt die Fotografin Sophie Lefevre. „Und die Morgenstunden, wenn das Dorf noch schläft und das erste Licht die Sandsteinfassaden zum Leben erweckt – unbezahlbar!“

Gastronomische Freuden zwischen roten Mauern

Die lokale Küche vereint die besten Zutaten der regionale Besonderheiten im Limousin. Probieren Sie unbedingt das saftige Limousin-Lamm, zarte Entenbrust oder ein herzhaftes Cèpe-Pilz-Omelett. „Unsere Küche ist wie unser Dorf – bodenständig, authentisch und mit viel Liebe gemacht“, erklärt Pierre Lafont, Besitzer eines lokalen Restaurants.

Mit deutschen Augen gesehen: Praktische Reisetipps

Für deutsche Besucher bietet sich die Anreise über den Flughafen Brive-Vallée de la Dordogne oder Limoges an, gefolgt von einer Automiete. Das autofreie Dorfzentrum lässt sich am besten zu Fuß erkunden – bequemes Schuhwerk ist ein Muss auf dem unebenen Kopfsteinpflaster. Hotels in verschiedenen Preiskategorien finden sich in und um Collonges.

Kulturelles Erbe zum Anfassen

Wer tiefer eintauchen möchte, sollte eine der Führungen buchen, die die kulturelle Schätze Frankreichs erlebbar machen. „Unser Dorf ist ein lebendiges Museum, in dem Geschichte nicht hinter Glas versteckt ist, sondern in jedem Winkel, jeder Mauer atmet“, sagt Marie-Claire Thibault, die Vorsitzende des örtlichen Kulturvereins.

Jenseits der Postkartenmotive

Collonges-la-Rouge verzaubert nicht nur durch seine Architektur, sondern auch durch die Geschichten seiner Bewohner. In der Abenddämmerung, wenn die Tagestouristen verschwunden sind, erwacht das wahre Dorf zum Leben. Dann erzählen die Einheimischen bei einem Glas regionalen Weins von den Legenden des Ortes, von verborgenen Schätzen und alten Familiengeheimnissen zwischen den roten Mauern.