Diese mittelalterliche Stadt im Allgäu besitzt den größten echten Adventskranz der Welt (und ein Kinderfest aus dem 15. Jahrhundert)

Versteckte Perle im Allgäu: Kaufbeuren überrascht mit Geschichte zum Anfassen

Haben Sie schon einmal vom größten echten Adventskranz der Welt gehört? Er ist nicht etwa in einer Metropole zu finden, sondern ziert jedes Jahr den Stadtplatz von Kaufbeuren – einer 740 gegründeten Stadt, die viele Reisende auf ihrem Weg ins Allgäu übersehen. „Wer einmal durch unsere Gassen schlendert, erkennt sofort: Hier atmet jedes Gebäude Geschichte“, erklärt Stadtführerin Maria Huber mit leuchtenden Augen. Die historische Altstadt mit ihren bunten Bürgerhäusern verzaubert Besucher und lässt die Zeit der freien Reichsstadt lebendig werden.

Ein Turm mit fünf Knöpfen und eine reiche Geschichte

Der Fünfknopfturm, Wahrzeichen der Stadt, ragt stolz über den Dächern auf. Seine fünf charakteristischen Turmaufsätze prägen nicht nur das Stadtbild, sondern bieten auch einen spektakulären Ausblick über die 43.000-Einwohner-Stadt. „Der Anblick unserer Altstadt von oben ist besonders im Morgenlicht einzigartig“, verrät ein Einheimischer. Die gut erhaltene Stadtbefestigung zeugt von Kaufbeurens Bedeutung als freie Reichsstadt zwischen 1286 und 1803 und verbindet sich mit Bayerns verborgenen Renaissance-Schätzen.

Das älteste Kinderfest Bayerns feiert Kaiser Maximilian

„Unser Tänzelfest ist keine gewöhnliche Veranstaltung – es ist lebendige Geschichte seit dem 15. Jahrhundert“, betont Kulturamtsleiter Thomas Beck. Dieses älteste historisch belegte Kinderfest Bayerns erinnert an die Besuche Kaiser Maximilians I. und zieht jährlich im Juli tausende Besucher an. Kinder in historischen Gewändern lassen die Geschichte aufleben und schaffen ein authentisches Erlebnis, das typisch für Kaufbeurens Verbindung zu seinen Wurzeln steht.

Saisonale Magie in der schwäbischen Kleinstadt

Von Mai bis Oktober zeigt sich Kaufbeuren von seiner sonnigsten Seite. Das milde Allgäuer Klima lädt zu ausgedehnten Erkundungstouren durch die Stadt und Umgebung ein. Selbst der Winter hat seinen besonderen Reiz, besonders wenn der imposante Adventskranz den Stadtplatz schmückt. Das Klima ähnelt anderen heilklimatischen Kurorten Deutschlands, wobei die frische Allgäuluft besonders für Stadtmenschen eine Wohltat darstellt.

Architektonische Schätze abseits der Touristenpfade

Das historische Rathaus, entworfen vom berühmten Architekten Georg von Hauberrisser, beeindruckt mit seiner imposanten Fassade. Weniger bekannt, aber nicht minder faszinierend ist das Crescentiakloster, das seit 1150 existiert und die Geschichte der lokalen Heiligen Crescentia Höß bewahrt. Der historische Stadtturm steht in einer Reihe mit anderen historischen Städten Süddeutschlands, die markante Wahrzeichen bewahren.

Genuss mit bayerischem Charakter

In den gemütlichen Gasthäusern der Altstadt mit ihren historischen Fassaden werden traditionelle bayerisch-schwäbische Spezialitäten serviert. „Unser Käsespätzle mit Allgäuer Bergkäse ist ein Muss für jeden Besucher“, schwärmt Gastwirt Franz Müller vom Goldenen Hirsch. Die bodenständige Küche findet man in zahlreichen Fachwerkhäusern in Deutschland, die traditionelle Gastlichkeit pflegen.

Verborgene Schätze für Entdecker

Nur wenige Touristen finden ihren Weg zum idyllischen Elbsee, der etwa 13 Kilometer von der Stadt entfernt liegt. Als Naturmoorbad bietet er eine erfrischende Alternative an heißen Sommertagen. Ebenso lohnenswert: die ungewöhnlichen Nachtwächterführungen durch die abendliche Stadt, bei denen Geschichten und Anekdoten zu hören sind, die in keinem Reiseführer stehen.

Kaufbeuren in 24 Stunden erleben

Beginnen Sie den Tag mit einem Spaziergang durch die Altstadt, bewundern Sie die spätgotische Kirche St. Blasius und erklimmen Sie den Fünfknopfturm. Mittags genießen Sie lokale Spezialitäten in einem der traditionellen Gasthäuser, bevor Sie nachmittags den Klosterberggarten erkunden. Der Abend klingt perfekt im Jordanpark aus, der zum entspannten Flanieren einlädt.

Eine Stadt im digitalen Zeitalter

Das Stadtmuseum Kaufbeuren präsentiert seine Schätze mittlerweile auch digital auf Google Arts & Culture. „Unsere digitale Präsenz öffnet die Stadtgeschichte für ein weltweites Publikum“, erklärt Museumsleiter Dieter Schmidt. Besonders die Ausstellung zum bayerischen Handwerk und zur NS-Zwangsarbeit findet internationale Beachtung.

Kaufbeuren mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, aber gerade diese Authentizität macht den Reiz aus. Hier erlebt man Bayern abseits ausgetretener Pfade – eine Stadt, die ihre Geschichte nicht inszeniert, sondern lebt. Ein Geheimtipp für alle, die das unverfälschte Bayern suchen und weitere versteckte Kulturschätze entdecken möchten.