In diesem idyllischen französischen Dorf trinkt man Kaffee im Schatten einer 600 Jahre alten Festung
Ein vergessenes Juwel unter Frankreichs schönsten Dörfern
Wenn die Morgensonne die Sandsteinfassaden des Château d’Anjony in goldenes Licht taucht, erwacht Tournemire zum Leben. Dieses mittelalterliche Dorf im Herzen des Cantal gehört zur exklusiven Liste der „Plus Beaux Villages de France“ – und das völlig zu Recht. „Sobald man den ersten Blick auf die Burg wirft, fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt“, erzählt Marie Dubois, die seit 40 Jahren Besucher durch das imposante Château führt. „Die dicken Mauern flüstern Geschichten von Rittern und Fehden, die das Tal der Doire einst prägten.“
Eine Festung mit Charakter und königlichen Geheimnissen
Das majestätische Château d’Anjony, 1439 erbaut, thront wie ein Wächter über dem Dorf. Seine vier mächtigen Rundtürme haben die Jahrhunderte überdauert und beherbergen heute beeindruckende Fresken aus dem 16. Jahrhundert. Besuche sind nur mit Führung möglich – ein Glücksfall, denn die lokalen Guides würzen ihre Erzählungen mit Anekdoten, die in keinem Reiseführer stehen. Wer mehr über historische Schlösser erfahren möchte, findet auch in den historischen Schlössern im Loiretal architektonische Meisterwerke.
Die ideale Reisezeit: Wenn die Vulkanlandschaft erblüht
Der Frühsommer zaubert ein Blütenmeer auf die umliegenden Wiesen. „Mai bis Juni ist meine Lieblingszeit hier“, schwärmt Wanderführer Jean Pelerin. „Die Temperaturen sind angenehm, die Touristenmassen noch fern und die Natur zeigt sich von ihrer verschwenderischen Seite.“ Die Region ist bekannt für ihre frische Luft und atemberaubende Naturkulissen, ähnlich den unberührten Landschaften Frankreichs in anderen Regionen.
Verborgene Schätze abseits der Touristenpfade
Wenige Besucher finden den schmalen Pfad hinauf zum Calvary, einem Kreuzweg mit spektakulärem Panoramablick über das Dorf. „Nehmen Sie sich Zeit für den Sonnenuntergang hier oben“, rät die Dorfbewohnerin Claudette Fournier. „Mit etwas Glück können Sie sogar den Puy Mary in der Ferne erkennen.“ In der Nähe laden die dramatischen Gorges de la Maronne zu Wanderungen ein, ähnlich den Naturwundern im französischen Südwesten.
Kulturelles Erbe zwischen romanischen Mauern
Die Église Saint-Jean-Baptiste birgt ein Geheimnis: ein kostbares Reliquiar, das angeblich eine Dornenkrone Christi enthält. Der Küster öffnet bereitwillig die Türen für interessierte Besucher und erzählt von der legendären Fehde der Familien Tournemire und Anjony, die über Jahrhunderte das Schicksal des Tals bestimmte.
Gastronomische Entdeckungen aus dem Cantal
Tournemire selbst bietet nur wenige Restaurants, doch im nahen Salers erwarten Sie kulinarische Offenbarungen. Der würzige Salers-Käse, hergestellt von Kühen, die ausschließlich auf den Bergwiesen grasen, ist ein Muss. Probieren Sie unbedingt das cremige Aligot – ein hypnotisches Kartoffel-Käse-Püree, das traditionell mit einer langen Holzkelle gezaubert wird.
Praktische Tipps für die Reiseplanung
Die Anreise aus Deutschland gelingt am bequemsten mit dem Flugzeug nach Clermont-Ferrand und anschließender Automiete. Vor Ort ist ein eigenes Fahrzeug unverzichtbar – öffentliche Verkehrsmittel verkehren selten. In Tournemire selbst gibt es nur wenige Unterkünfte; für mehr Auswahl weichen Sie auf das charmante Salers aus, nur 10 Minuten entfernt.
Ein zeitloses Frankreich-Erlebnis
Tournemire ist ein idyllisches Reiseziel für diejenigen, die die Natur und Kultur Frankreichs erleben möchten. Fernab von überlaufenen Touristenpfaden offenbart sich hier ein authentisches Stück Frankreich, das auch Liebhaber von charmanten Kleinstädten in Südfrankreich begeistern wird. „Wer einmal den Zauber von Tournemire erlebt hat“, sagt Marie Dubois mit einem Lächeln, „kehrt immer wieder zurück – erst als Besucher, dann als Freund.“