Ein schwarzer Diamant inmitten grüner Vulkanlandschaft – so nennen die Franzosen das mittelalterliche Salers in der Auvergne. Schon beim ersten Anblick verstehe ich, warum: Wie ein düsterer Schatz aus Lavagestein thront das Dorf mit seinen imposanten Mauern über sanften Hügeln des Massif Central. Die dunklen Fassaden der Gebäude aus dem 15. Jahrhundert stehen in dramatischem Kontrast zur saftigen Umgebung – ein Anblick, der sofort in seinen Bann zieht und eine Zeitreise ins Mittelalter verspricht.
Der erste Eindruck: Dunkles Gestein, goldene Geschichte
„Wer Salers betritt, tritt durch ein Portal in die Vergangenheit“, erklärt Monsieur Dupont, ein langjähriger Bewohner, während wir über den Grand Place schlendern. Die Häuser aus schwarzem Vulkangestein bilden ein fast vollständig erhaltenes mittelalterliches Ensemble. „Wir sind stolz darauf, eines der schönsten Dörfer Frankreichs zu sein – nicht nur wegen unserer Architektur, sondern auch wegen unserer Lebensart,“ fügt er hinzu.
Im Reich der Salers-Kühe
Die Region ist berühmt für ihre rothaarigen Salers-Rinder, die wie rotbraune Punkte auf den grünen Weiden des Cantal verteilt sind. „Ohne unsere Kühe gäbe es keinen Salers-Käse“, lächelt Marie Clermont, Besitzerin eines traditionellen Burons, einer der typischen Bergbauernhöfe. Diese ursprünglichen Käsereien bieten einen authentischen Einblick in französische Bergdörfer und Kulinarik, die seit Generationen unverändert geblieben ist.
Vulkanische Vergangenheit, lebendige Gegenwart
Salers liegt am Rande des erloschenen Cantal-Vulkans, dessen Lavagestein dem Dorf seine charakteristische dunkle Färbung verleiht. Vom Aussichtspunkt Esplanade de Barrouze eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama über die sanften Vulkanhügel. Die Verbindung zwischen Dorf und Landschaft ist spürbar – ein Naturwunder Frankreichs, das man am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkundet.
Zeitlose Gassen, versteckte Geschichten
In den engen Gassen von Salers verbirgt sich hinter jeder Ecke eine neue Entdeckung. Das Musée de Salers in der Maison dite des Templiers enthüllt lokale Traditionen und Handwerkskunst. Besonders faszinierend ist die Legende um den „Ritter von Salers“ – angeblich soll sein Geist in Vollmondnächten durch die Gassen wandern, um sein verlorenes Liebeslied zu singen.
Die Kunst des Genießens
Die Küche der Auvergne ist herzhaft und bodenständig – genau richtig nach einem Tag voller Erkundungen. In den gemütlichen Restaurants werden Truffade und Aligot serviert – cremige Kartoffelgerichte mit regionalem Käse, die perfekt zum kräftigen roten Salers-Rind passen. „Unsere Küche ist wie unsere Menschen: ehrlich und ohne Schnörkel“, erklärt Chefköchin Amélie Durand vom Restaurant La Bastide.
Ein vergessenes Juwel im europäischen Hinterland
Salers zählt zu den versteckten Juwelen Frankreichs, die vom internationalen Tourismus weitgehend verschont geblieben sind. Die besten Erkundungen führen in die umliegenden Täler zu einsamen Burons oder durch den Regionalen Naturpark der Auvergne-Vulkane mit seiner einzigartigen Flora und Fauna.
Zwischen Tradition und Moderne
In Salers ist die Zeit nicht stehengeblieben, sie fließt nur langsamer. Traditionelle Unterkünfte in restaurierten mittelalterlichen Gebäuden bieten modernen Komfort ohne den historischen Charme zu opfern. Besonders reizvoll ist das Übernachten in umgebauten Burons, wo man den Sternenhimmel fernab von Lichtverschmutzung genießen kann.
Die beste Zeit für einen Besuch
Der Sommer lockt mit mildem Klima und üppig grünen Landschaften. Im Frühling explodieren die Wiesen in einem Blumenmeer, während der Herbst die Wälder in Goldtöne taucht. „Kommen Sie im Mai oder September“, rät ein Einheimischer, „dann haben Sie das Dorf fast für sich allein und können das wahre Salers erleben.“
Ankunft im schwarzen Diamanten
Die Anreise erfolgt am einfachsten über Clermont-Ferrand, von dort aus führt eine landschaftlich reizvolle Strecke nach Salers. Ein Mietwagen bietet die größte Flexibilität, um auch die versteckten Winkel der Region zu erkunden. Von Deutschland aus planen Sie etwa 8-10 Stunden Fahrzeit ein – eine Investition, die sich für dieses mittelalterliche Juwel in Frankreich lohnt.
Salers ist ein idyllisches mittelalterliches Dorf, das sich ideal für Naturliebhaber und Kulturinteressierte eignet. Wer authentisches Frankreich abseits ausgetretener Pfade sucht, findet hier ein Stück ursprüngliches Europa, das Zeit zum Atmen lässt. In einer Welt voller Hektik bietet Salers genau das, wonach viele sich sehnen: echte Begegnungen, handgemachte Kulinarik und eine Landschaft, die zum Verweilen einlädt – ein perfektes Ziel für Kulturtourismus in Frankreich.