In einem vergessenen Winkel der Auvergne thront La Roquebrou – ein mittelalterliches Dorf, das selbst viele Franzosen nur vom Hörensagen kennen. Zwischen den sanften Vulkanhügeln des Cantal schmiegt sich dieser Ort wie ein gut gehütetes Geheimnis an die Ufer der Cère. Das „kleine Städtchen mit Charakter“ gehört mit seinen knapp 400 Einwohnern zu jenen Orten, die man zufällig entdeckt und nie wieder vergisst.
Ein historisches Juwel im Herzen des Vulkanlands
Das mittelalterliche Zentrum von La Roquebrou wird dominiert vom majestätischen Château de Laroque. „Das Schloss thront wie ein stiller Wächter über dem Dorf und erinnert an eine Zeit, als hier noch Ritter und Edelmänner das Sagen hatten“, erzählt Jean-Pierre Delort, ein lokaler Historiker. Die romanische Église Saint-Martin komplettiert mit ihrem schlichten Charme das historische Ensemble. Von hier aus führen kopfsteingepflasterte Gassen zu verwinkelten Plätzen und Fachwerkhäusern.
Die verborgene Schönheit der Cère-Schluchten
Direkt am Dorfrand beginnt ein Naturparadies, das selbst vielen Franzosen unbekannt ist. Die Cère-Schluchten bieten spektakuläre Wanderwege entlang des kristallklaren Flusses. „Wer die Himalaya-Hängebrücke überquert, wird mit einem Panorama belohnt, das den Atem raubt“, schwärmt Adélaïde de Valence, eine lokale Wanderführerin. Von hier aus kann man auch das malerische Dorf Autoire erreichen – ein weiterer versteckter Schatz der Region.
Kulinarische Entdeckungsreise durch das Cantal
Die Küche des Cantal ist berühmt für ihre Käsespezialitäten. In La Roquebrou findet man kleine Restaurants, die traditionelle Gerichte wie Truffade (Kartoffeln mit Cantal-Käse) oder das cremige Aligot servieren. „Unser Cantal-Käse reift mindestens 30 Tage und entwickelt dabei seinen unverwechselbaren Charakter – genau wie unsere Region“, erklärt Marie Fontaine, Besitzerin einer lokalen Käserei.
E-Bike-Abenteuer zwischen Vulkankegeln
Seit 2024 hat La Roquebrou mehrere E-Bike-Verleihstationen, die es Besuchern ermöglichen, die hügelige Landschaft mühelos zu erkunden. Die Route zum Puy Mary, einem der beeindruckendsten Vulkankegel Europas, führt durch blumenübersäte Wiesen und bietet atemberaubende Ausblicke. Unterwegs lohnt ein Abstecher nach Salers im vulkanischen Cantal mit seinen charakteristischen schwarzen Steinbauten.
Der perfekte Zeitpunkt für einen Besuch
Die beste Reisezeit liegt zwischen Mai und Oktober, wenn milde Temperaturen zum Wandern einladen. „Der Juni ist mein persönlicher Favorit“, verrät Tourismus-Expertin Sophie Durand. „Die Wiesen explodieren förmlich in einem Meer aus Wildblumen, und die Touristenmassen sind noch fern.“ Im Winter lockt das nahegelegene der Mont Blanc in den Alpen Wintersportler an.
Wo Legenden lebendig werden
Die Einheimischen erzählen gerne die Legende vom „Schatz von Laroque“. Der letzte Burgherr soll vor seiner Flucht während der Französischen Revolution Gold in den Gemäuern versteckt haben. Bis heute suchen Einheimische und Besucher nach dem vermeintlichen Schatz – bisher ohne Erfolg. Ähnlich mysteriös präsentiert sich Bruniquel in der Aveyron-Schlucht mit seinen zwei imposanten Burganlagen.
Ein Basislager für regionale Entdeckungen
La Roquebrou eignet sich perfekt als Ausgangspunkt für Tagesausflüge. In 45 Minuten erreicht man die mittelalterlichen Türme von Merle, eine faszinierende Felsenfestung. Der herzförmige Ronesque-Felsen bietet einen romantischen Picknickplatz mit Panoramablick. Auch Najac mit seiner königlichen Festung ist einen Tagesausflug wert.
Unterkunft mit Charme und Geschichte
Übernachtungsmöglichkeiten reichen von rustikalen Gîtes (Ferienhäusern) bis zum kleinen Château-Hotel am Dorfrand. Die Preise bleiben auch 2025 moderat – eine Seltenheit in Frankreich. Für Familien empfiehlt sich das Camping Les Grottes direkt am Fluss, während Paare im historischen Maison du Pont mit Blick auf die alte Steinbrücke romantische Momente erleben.
Authentizität als größter Schatz
Was La Roquebrou so besonders macht, ist seine unverfälschte Authentizität. Hier gibt es keine Souvenirläden mit Massenware, sondern Handwerkskunst mit Geschichte. Bei einem Glas regionalen Walnusslikörs auf dem Dorfplatz kommt man schnell mit Einheimischen ins Gespräch, die gerne ihre Liebe zur Heimat teilen – ein Erlebnis, das in den touristischen Hochburgen Frankreichs längst verloren gegangen ist.